Chronik des Kultur- und Verschönerungsvereins Allersberg

Chronik des Kultur- und Verschönerungsvereins Allersberg

Man schrieb das Jahr 1889, als sich Allersberger Bürger zusammentaten, um, so wie er zunächst hieß, einen „Verschönerungsverein“ in Allersberg zu gründen. Es war dies in einer Zeit des beginnenden, industriellen Aufschwunges und zugleich der Beginn eines sogenannten fortschrittlichen Zeitalters mit allen Höhen und Tiefen, wie wir es heute nach über hundert Jahren ohne Zweifel sagen können. Aus dem damaligen Verschönerungsverein wurde später dann der Fremdenverkehrs- und Verschönerungsverein. Eine weitere Umbenennung in den jetzigen Kultur- und Verschönerungsverein erfolgte im Jahr 1994 aufgrund geänderter Vereinsziele.

Der 1889 in Allersberg gegründete Verschönerungsverein hatte schon Vorläufer. So wurde 1829 bereits ein “Comitee für die Obstbaumzucht” in Allersberg gegründet, weiter dann 1845 erfolgte eine Einladung zur “Teilnahme an einem Verein zur Verschönerung”.

Es ist urkundlich nicht bewiesen, wann diese beiden Vereine wieder eingegangen sind; lange konnten sie aber nicht bestanden haben. Die Gründung von 1889 hatte dagegen Bestand. Es ist daher 1999 möglich, das hundertzehnjährige Bestehen zu feiern.

Nun, es lohnt sich sicher, kurz auf das Gründungsjahr 1889 einzugehen. Im Deutschen Reich regierte bereits Kaiser Wilhelm II. Er hat erst im Jahr zuvor, im sogenannten Dreikaiserjahr, die Regentschaft übernommen, denn 1888 starb Kaiser Wilhelm I. und sein Nachfolger Friedrich II., der nur 99 Tage regierte. In Bayern regierte seit drei Jahren Prinzregent Luitpold. Er trat die Nachfolge von König Ludwig II. an, der heute so gerne als Märchenkönig bezeichnet wird. Sein Bruder Otto konnte wegen geistiger Umnachtung die Königskrone nicht übernehmen.

Allersberg gehörte 1889 gerade ein Jahr zu Mittelfranken und zum Bezirksamt Hilpoltstein, nachdem es vorher zur Oberpfalz und dem Bezirksamt Neumarkt angehörte. In Allersberg war Anton Schmidt, seines Zeichens Ziegeleibesitzer, Bürgermeister. Er war ein Vorfahre unseres später so verdienstvollen Vorstandes Josef Schmidt.

Bis 1889 hatte Allersberg vier Vereine, die Schützengesellschaft von 1869, den Veteranen- und Kriegerverein von 1875, weiter den Gesellenverein von 1882 und den Turn- und Sportverein von 1883. Der Verschönerungs- und Fremdenverkehrsverein war demnach der fünfte im Kreise der altehrwürdigen Vereine in Allersberg.

Der Zweck des Vereins

In §1 der erhaltenen Satzung aus der Gründung hieß es, daß der Verein den einzigen Zweck verfolgt, der Verschönerung des Ortes und der Umgebung zu dienen. Dies sollte durch Anpflanzungen aller Art und Setzen von Bäumen erreicht werden. Dazu aber auch bereits bestehende Anlagen usw. zu erhalten und zu verbessern. Auch die Unterhaltung von Spazierwegen gehörte zur Aufgabe des Vereins.

In der Gründungssatzung ist auch festgehalten, daß die Vereinsführung zunächst aus dem Vorstand, dem Kassier, dem Sekretär, weiter aus einem Ausschuß von vier Mann und zwei Ersatzleuten besteht.

Wörtlich hieß es, daß jeder anständige und für die Sache Interessierende Bewohner von Allersberg dem Verein beitreten kann. Die Aufnahmegebühr betrug 50 Pfennige und der monatliche Beitrag 10 Pfennig. Sicher konnte man für den damaligen Jahresbeitrag von 1,20 Mark mehr anfangen, als heute mit unserem Jahresbeitrag von 18 DM.

Sehr aufschlußreich war auch der Passus, daß mit 3 Mark belohnt wird, wer Personen dem Verein anzeigt, die Anlagen oder sonstige Pflanzungen zerstören. Es gab also damals schon die sogenannten Kaputtmacher, mit denen man sich herumschlagen mußte. Der Verein beschäftige vor hundert Jahren einen Vereinsdiener, dem die Unterhaltung der Anlagen und Pflanzungen oblag. Er wurde dafür jeweils nach näherer Festlegung in einer Generalversammlung entlohnt. Es blieb aber damals nicht alleine beim Vereinsdiener, auch die Vorstandschaft und die Mitglieder legten Hand an, wenn es um Maßnahmen ging.

Das Wirken des Vereins in den ersten Jahrzehnten

In der Gründungsversammlung von 1889 wurde Carl Siegert zum ersten Vorstand gewählt. Er war damals Inhaber der bekannten Firma Gilardi, seine Mutter war noch eine von Gilardi. Der erste Sekretär war August Preuß. Er war Kaufmann und in der Firma Gilardi tätig. Weitere Vorstände bis zum Ersten Weltkrieg waren Pflaum, Leßmann, Göller, auch August Preuß und Florentz.

Die ersten großen Pflanzungen des Vereins waren die Birkenallee an der Nürnberger Straße, das Anlegen einer Allee um die alte Pfarrkirche, Pflanzungen am damaligen Roßespan, dann die Schießangeranlage – heute Sybilla-Maurer-Allee – am sogenannten Wehr, dann beim Spitalweiher und entlang der Kleinen Roth.

Als 1902 die Allersberger Bahnlinie eröffnet wurde, gab es für die damaligen Ortsverschönerer viel Arbeit. Es entstanden die Bahnhofsanlage, die Anlage bei der heutigen Post und Pflanzungen am Hinteren Markt und im Bereich um den neuen Bahnhof, in der Lerchenfeldstraße, der Vorstadt und der Freystädter Straße.

Erste Namensänderung: Jetzt Verschönerungs- und Fremdenverkehrsverein

Einen bedeutenden Aufschwung erhielt der Verein nach der Eröffnung der Allersberger Bahnlinie. Man war doch jetzt per Dampf an die große und weite Welt angeschlossen und nicht mehr auf die Postkutschen angewiesen, die seinerzeit von Allersberg nach Roth und auch nach Postbauer verkehrten. Dies beflügelte auch die Mitglieder des Vereins, der nun den Namen Verschönerungs- und Fremdenverkehrsverein annahm.

In wenigen Jahren nach 1902 wurde vom Verein die damalige Bahnhofsanlage als ein wahres Zierstück gestaltet. Sie ist erst endgültig bei der Bahnhofserweiterung im Jahre 1968 eingegangen. Heute befindet sich dort der neue Omnibusbahnhof. Im besonderen Maße nahm sich damals der Schlossermeister Georg Sichler um die Ortsverschönerung an. Er spielte auch im Verein die erste Geige.

In der damaligen Blütezeit des Vereins entstand damals, noch ein weites Stück vom Ortszentrum entfernt, die Anlage am Brünnele. Hier sprudelte tatsächlich noch ein Brünnele und dem Wasser wurde sogar eine heilkräftige Wirkung nachgesagt. Es wurde beim Brünnele ein Zierteich in einer S-Form angelegt und zwar zu Ehren von Carl Siegert, dem Gründungsvorstand.

Eine weitere Anlage entstand damals am sogenannten Sonneneck hinter dem heutigen Weinberg. Spazierwege führten dann über das Brünnele, zum Sonneneck, weiter zum Sommerkeller – heute am Ende der Sudetenstraße – bis nach St. Wolfgang. Auch die Pflanzungen bei St. Wolfgang, besonders entlang der Kreuzwegstationen, stammen vom Verein. Hier gab es allerdings schon zweihundert Jahre früher einen besonderen Förderer, nämlich den Allersberger Fabrikherrn Jacob Gilardi.

Ein beliebtes Ausflugsziel für Spaziergänger war vor dem Ersten Weltkrieg auch der Teufel-Backofen im Süden des Marktes, am sogenannten Silbergraben in Richtung Lampersdorf. Der Weg dorthin wurde vom Verein gestaltet, in Abständen wurden Ruhebänke aufgestellt und einige Holzbrücken über den Bach gezimmert. Auch an vielen anderen markanten Stellen wurden vom Verein Bänke aufgestellt, wie es damals noch üblich war, gleich an Ort und Stelle aus Birkenholz gezimmert.

Schon in der Frühzeit des Vereins wurde der “Unsinnige Donnerstag” mit einem Ball gefeiert. Es war dies eine Veranstaltung der gehobenen, gesellschaftlichen Art. Der Ball wurde nicht nur von der damaligen Honoration besucht, sondern auch von den Bräuern und Gastwirten, die ja ihr besonderes Faschingsfest haben wollten. Dieser Ball hat sich als Traditionsball bis heute erhalten.

Dann kam der schreckliche Erste Weltkrieg. Hier wurde zwar in Punkto Ortsverschönerung kürzer getreten, doch ganz zum Erliegen kamen die Tätigkeiten nicht. Auch nach dem Kriege wurde der Verein wieder aktiv.

Der Markt Allersberg wurde immer größer. Ab 1924 sind dann die jährlichen Blumenschmuckwettbewerbe eingeführt worden. Man legte bereits damals viel Wert darauf, auch dem Markt im Inneren so schön wie nur möglich zu gestalten.

Im sogenannten Dritten Reich waren die Ortsverschönerer nicht mehr so gerne gesehen und als dann 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, kam die Vereinstätigkeit nach und nach ganz zum Erliegen.

Eine neue Ära: der Fremdenverkehrs- und Verschönerungsverein

Als Allersberg in den letzten Tagen des Krieges 1945 noch in Schutt und Asche gelegt wurde, tat sich zunächst im Verein nichts.

Man hatte damals andere Sorgen, als an die Ortsverschönerung zu denken oder gar an den Fremdenverkehr. Es galt, die Kriegsschäden zu beheben und auch für die ankommenden Heimatvertriebenen aus den Osten Unterkünfte zu schaffen. Die Kriegsereignisse haben unter den Pflanzungen und Alleen schwere Wunden geschlagen. Dazu kam dann nach dem Krieg der Brennstoffmangel, so daß auch mancher Alleebaum der Not gehorchend gefällt wurde.

Aber zwei Jahre nach Kriegsende dachte man auch wieder an den Verein. Am 1. April 1947 war eine Zusammenkunft der noch lebenden Mitglieder und auch bereits neue Interessenten kamen zusammen. Sie haben beschlossen, die Vereinstätigkeit wieder aufleben zu lassen.

Sehr aktiv waren damals der Schreinermeister und spätere Bürgermeister Josef Bauer, der Friseurmeister und spätere Vorstand des Vereines Josef Schmidt. Weiter auch der amtierende Bürgermeister Hans Lehner, der Sattlermeister Franz Hirscheider, Lagerhausverwalter Josef Igl, Sägewerksbesitzer August Engelmann und Schulleiter Max Schwengler.

Der Wiedergründung machte aber zunächst die US-Militärregierung einen Strich durch die Rechnung. Ein umfangreiches Entnazifizierungsprogramm mußte durchgeführt werden, ehe die Genehmigung erteilt wurde.

In der nun folgenden Gründungsversammlung oder besser gesagt, Wiederaktivierung des Vereines wurden Josef Bauer zum Vorstand, Josef Schmidt als zweiter Vorstand, Franz Hirscheider sen. als Kassier und Franz Hirscheider jun. als Schriftführer gewählt. Ausschußmitglieder wurden Lehrer Clemens Kronenwetter, Gertrud Beck und Gastwirt Anton Böll.

In der praktischen Vereinsarbeit war man sich bald einig, daß ihre Tätigkeit sich nicht nur hinsichtlich Ortsverschönerung erschöpfen sollte. Man verschrieb sich auch ganz intensiv der Heimat- und Brauchtumspflege. Erst später kam dann die Hebung des Fremdenverkehrs noch dazu, dann vor der Währungsreform im Jahre 1948 war von einem Fremdenverkehr überhaupt noch nicht Rede. Obwohl Fremdenverkehrsmaßnahmen schon früher ergriffen wurden, änderte sich der Name des Vereins erst 1965 in Fremdenverkehrs- und Verschönerungsverein.

Es können die umfangreichen Maßnahmen gar nicht alle aufgezählt werden, die damals vom Verein durchgeführt wurden. Man war bestrebt, die Lücken, die der Krieg geschlagen hatte, wieder zu schließen. Es enstanden neue Anlagen im Bereich der heutigen Sybilla-Maurer-Allee und beim Engerseller an der Autobahn. Weiter entstand die heutige Anlage am Kriegerdenkmal. Hans Altmann war damals ein besonders aktives Mitglied. An ihn erinnert noch die “Hans-Altmann-Linde” am Spitalweiher; auch machte sich Rudolf Gebhardt damals sehr verdient.

Das erste Kirchweihfest nach dem Kriege organisierte der Verein bereits 1947 mit einem Tanzpodium am Marktplatz und einer Tombola.

Dann kamen die Jahre, in denen die Allersberger Heimatspiele unter der Regie des Vereins zur Aufführung kamen. Zuerst das Spiel “Johann Georg Heckels Erben” von Emil Hassold, dann das Stück “Ein Stückchen Draht – ein Stückchen Welt” von Friedrich Gerlach und zuletzt noch das Spiel “Sybilla von Allersberg” von Erich Bauer. Alle drei Spiele hatten die Allersberger Drahtzieherei – gegründet 1689 – zum Thema.

Ein weiteres Spiel über die Gründung des Allersberger Spitals – heute Wolfsteiner Altenheimstiftung – auch von Erich Bauer geschrieben, kam jedoch nicht mehr zur Aufführung. Bei allen Spielen gab es zahlreiche Besucher und auch sehr gute Kritiken.

Verbunden mit den Heimatspielen waren auch die jeweiligen Allersberger Heimattage, die ebenfalls über viele Jahre hinweg vom Verein ins Leben gerufen und organisiert wurden. Sehr fruchtbar war über viele Jahre hinweg die Verbindung unseres Vereins mit dem Heimatverein Allersberg und Umgebung in Nürnberg und mit dem Bühnenspielverein “Apollo”, ebenfalls in Nürnberg. Sie waren ständige Teilnehmer bei den Allersberger Heimattagen, oft auch in Verbindung noch mit weiteren Nürnberger Heimatvereinen. Wiederholt wurden dabei von den Apollerern Hans-Sachs-Spiele am Marktplatz aufgeführt. Leider hat  diese schöne Verbindung ein Ende gefunden, als sich der Heimatverein wegen mangelnden Nachwuchses an ehemaligen Allersbergern in Nürnberg auflösen mußte. Das am Ende noch vorhandene Vereinsvermögen wurde zur Erinnerung mit zur Finanzierung des Brunnens am Hinteren Markt verwendet. Leo Hämmerle, Hans Waitz und Anton Merklein waren in der Blütezeit des Heimatvereins maßgebliche Männer an der Spitze.

Es geht auch auf das Konto des Vereins, daß schon bald nach der Wiederaktivierung den Allersberger Faschingsbräuchen ein besonderes Augenmerk zugewendet wurde. Besonders das Allersberger Hexenlaufen begann damals wieder. Als die alten Hexenmasken nach dem Kriege nicht mehr auftauchten, fand sich Georg Braun bereit, wieder Holzmasken zu schnitzen und schon bald hörte man wieder die Kinder rufen: “Flecklasmuh hast Klamperla dru!” Auch wurden am Faschingssonntag die ersten Umzüge ins Leben gerufen, die sich von Jahr zu Jahr immer größerer Beliebtheit erfreuten.

Es sind nun zwanzig Jahre her, daß sich aus dem Verein das Allersberger Faschingskomitee bildete, das heute mit Willy Bittner an der Spitze das Faschingsgeschehen in die Hand genommen hat, das heute mit zur Spitze in den fränkischen Landen zählt.

Auch wurden vom Verein die heute besonders beliebten Christkindlesmärkte eingeführt. Sie werden heute noch anfangs der Adventszeit, zusammen mit den meisten Allersberger Vereinen, abgehalten. Höhepunkt ist dabei immer der Besuch des Nürnberger Christkindes, das mittlerweilen auch alljährlich neben dem Nürnberger einen Allersberger Prolog vom Balkon des Heckelhauses spricht.

Als sich bereits in den fünfziger und sechziger Jahren der Fremdenverkehr immer mehr zu einem Massentourismus entwickelte, konnte der Verein nicht tatenlos zusehen. Es wurde die erste zentrale Zimmernachweisstelle im Bereich der Rother Straße gegründet, um die oft in Massen von der Autobahn her kommenden Urlauber zu einem Nachtquartier zu verhelfen. Der Verein war es auch, der die ersten Serien von Werbeprospekten, vorwiegend für den Fremdenverkehr, herausgab. Der Fremdenverkehr hat dann Ausmaße angenommen, die vom Verein mit seinen bescheidenen Mitteln nicht mehr bewältigt werden konnten. Der Markt Allersberg führt nun das fort, was der Verein als Pionierarbeit geleistet hat.

Aber die Ortsverschönerung wurde bei all den Tätigkeiten nicht vergessen. Zwei Springbrunnen wurden im Spitalweiher installiert und auch Schwäne eingesetzt. Zahlreiche Ruhebänke konnten meist durch edle Spenden aufgestellt werden, dabei auch die massive Rundbank bei der Pfarrkirche am Marktplatz.

Chronik von Franz Hirscheider

geschrieben im Jahr 1989 zur 100-Jahr-Feier des Kultur- und Verschönerungsvereins